Ich sehe diese Problematik ebenso und habe mir auch schon einige Gedanken dazu gemacht, nur eben noch nicht niedergeschrieben. Ich kann Maikels Beweggründe in der Sache sehr gut verstehen: Die Erfahrung mit den "ganz Großen" in der BG-Branche zeigt, dass "kaufbare Spielvorteile" und "Kommerz" scheinbar korrelieren. Ich lasse insbesondere letzteren Begriff mal subjektiv im Raum stehen - jeder kann sich selbst zurechtlegen, was er darunter versteht - aber ich denke für den Moment ist klar, was ich meine.
Nun gibt es m.E. einige fundamentale Eigenschaften von BG-Projekten, die sich für eine Kategorisierung auf einer Seite wie dieser eignen würden:
1.) Kommerziell oder Hobby
Kommerziell ist ein Spiel, sobald damit Geld verdient wird. So sieht das zumindest Vater Staat. In den Augen der Entwickler ist die Abgrenzung vermutlich eine leicht andere, und ein Spiel wird erst dann als kommerziell bezeichnet, wenn es einen nennenswerten Anteil am Lebensunterhalt des/der Entwickler(s) ausmacht. Für den Spieler wiederum erscheint ein Spiel wohl erst dann als kommerziell, wenn klare Absichten des Geldverdienens sichtbar werden (Abo, Premium, Spielvorteile, penetrante Werbung, you name it). Letztere Perspektive ist vermutlich die entscheidende, wenn es um eine Seite wie die IBGDB geht: Der Spieler will wissen, ob er es mit einem kommerziellen Anbieter zu tun hat oder mit einem Hobbyprojekt.
2.) Konzern oder Indie
Die IBGDB kümmert sich dem Namen nach um "Indies". Aber was ist Indie? Folgt man der landläufigen Definition, so zeichnet ein Indie-Projekt aus, dass es nicht von (multi-/internationalen) Konzernen, sondern von finanziell und vor allem gestalterisch unabhängigen Kreativen kommt. Diese Definition stammt sicher aus dem Musik- und Film-Bereich, wo die Aufteilung des Marktes unter wenigen "ganz großen" noch eher gegeben ist, als dies in der Spielebranche der Fall ist. Daher würde ich sagen, sind die Grenzen fließend: Ein Einzelkämpfer ist Indie, ganz klar. Eine Gruppe aus 2 oder 3 wahrscheinlich auch noch. Ein Team von 5 organisiert in einer GmbH? Da wird es schon schwieriger.
Zieht man es am Attribut der "Unabhängigkeit" auf könnte man sagen, Indie ist, wer unabhängig von externer Finanzierung (Kredite, Venture Capital, Anteilseigner etc.) und externer Einflussnahme (umfangreiche Kooperationen mit TV-Sendern und Medienpartnern, Auftragsarbeiten für Publisher etc.) ist. Natürlich kann man den weichen Faktor der Unternehmensgröße mit einbeziehen, aber wirklich aussagekräftig ist er nicht (vgl. Minecraft).
3.) Art des Finanzierungsmodells
Kommen wir zu des Pudels Kern: Natürlich könnte man die Spiele auch nach diesem Kriterium filtern. Passiert ja auch häufig genug: BG-Seiten, die nur "kostenlose" Spiele aufnehmen und damit i.a.R. Freemium-Modelle meinen, gibt es wie Sand am Meer. Die Frage sollte aber doch sein, was der Besucher der Webseite erwartet. Ich für meinen Teil suche mir ein Spiel zunächst nicht danach aus, wie es sich entschieden hat, sein Geld zu verdienen. Sicher, wenn ein Spiel grundsätzlich Geld kostet und das Konzept mich nicht von Anfang an anspricht, dann hat das Spiel keine Chance. Aber deswegen meide ich nicht abobgs.de um nach BGs zu suchen und gehe stattdessen auf moreorlessfreebgs.de. Ähnlich verhält es sich mit Spielvorteilen: Nur weil man sich Spielvorteile käuflich erwerben kann heißt das noch lange nicht, dass das Spiel schlecht ist. Es mag vielleicht nur eine bestimmte Zielgruppe ansprechen und es mag sein, dass statistisch betrachtet ein großer Teil dieser Spiele "qualitativ nicht anspruchsvoll" ist. Aber ein Naturgesetzt ist es nicht und richtig umgesetzt kann trotzdem ein gutes Spiel dabei rauskommen.
4.) Thematik, Technik u.ä.
Ich lasse diese Aspekte mal außen vor, wobei die Frage, ob man hier nur "browser-basierte" Spiele aufnehmen will und was dabei noch als "browser-basiert" zu zählen hat, sehr wohl diskussionswürdig wäre.
Fazit
Worauf ich heraus will ist, dass alle genannten Kriterien zunächst rein garnichts miteinander zu tun haben. Ein Spiel kann gleichzeitig ein Hobby sein, von Indies stammen und Spielvorteile verkaufen. Ein Spiel kann aber auch kommerziell, Indie und werbefinanziert sein. Wichtig ist m.E., dass dem Spieler bzw. auf IBGDB Suchenden transparent kommuniziert wird, um was für eine Art Projekt es sich handelt. Dass sich diese Seite dabei auf Indies konzentrieren will, halte ich für gut, sinnvoll und unterstützenswert. Es ist ein Statement seitens Maikel, eine solche Seite aufzuziehen und es wird ein Statement seitens der Spieler sein, auf selbiger nach ihrem Zeitvertreib zu suchen. Wie diese Indies - kleine, unabhängige Entwickler - sich und ihr Projekt gestalten und finanzieren wollen sollte aber in meinen Augen kein Aufnahmekriterium sein sondern den Entwicklern selbst überlassen werden. Ob das resultierende Spiel etwas taugt entscheidet letztendlich sowieso nur einer: Der Spieler.
Klasse Ausführung von lunikon. Mit der Definition von Indie stimme ich voll überein. Ich kann auch Maikels "Bedenken" nachvollziehen. Aber das ist tatsächlich eine andere Klassifizierung als Indie oder nicht Indie, deshalb kann das Flag durchaus eine sinnvolle Erweiterung sein. Eine andere Alternative könnte (je nach Aufwand) ein weiterer Ableger von IBGDB sein, der einen entsprechenden Namen* bekommt und bei dem ausschließlich Spiele gelistet werden, die keinerlei käuflichen Spielvorteile bieten, egal ob von Indie oder nicht Indie entwickelt.
*Mir fällt gerade nur "Keine käuflichen Spielvorteile" Browsergame Datenbank ein, aber das klingt nicht sonderlich sexy :-)
BTW: Ich habe unsere beiden Spiele ins Verzeichnis eingetragen. Unser Fussballmanager 90-minutes.org bietet einzig und allein einen Premium Account mit Komfortfeatures/zusätzlichen Stats aber keinerlei Spielvorteile. Und wie schon geschrieben, haben wir bei unserem 2. Spiel stark darauf geachtet, dass die Spielbalance durch den 10% Bonus für Rohstoffe nicht gestört wird (wie schon geschrieben - auch ohne Geldeinsatz kann der Produktionsbonus um über 100% erhöht werden, da fallen die 10% kaum ins Gewicht).